Anders — Ästhetik der Differenz ist eine thematische Ausstellung, die sich mit der Vorstellung des ‚Andersseins‘ beschäftigt. Der Begriff ist durch seine Perspektivität geprägt. Er gründet auf dem Standpunkt des Sprechenden bzw. Wahrnehmenden. Anstatt Aufschluss über eine empirisch feststellbare Realität zu geben, deutet er auf Wahrnehmungs– und Denkmodelle hin, die imstande sind, die Realität in Kategorien zu zerlegen. Kategorien, die sich entlang Denkkonstruktionen wie Zentrum–Peripherie, Normalität–Abnormalität, Identität–Alterität, Gesundheit–Krankheit, Kultur–Subkultur entfalten. Die Dualität, die diesen Konstruktionen zugrunde liegt, charakterisiert sich ihrerseits durch eine konstitutive Asymmetrie: Während ein Pol als normativ und maßgebend gilt, stellt der andere seine mangelhafte Abweichung dar.
Dass darin Beziehungen von Privileg und Macht im Spiel sind, erweist sich als offensichtlich. Denn der Standpunkt, von dem aus Differenzen ausgemacht werden, ist in der Kultur eingebettet, die ihn als Standpunkt ermöglicht. Und Kultur ist immer von Menschen erschaffen. So hängt die Vorstellung von Abweichung mit den Interessen der Gruppe zusammen, die eine privilegierte, vorherrschende Stellung im gesellschaftlichen Gefüge innehat: die Mehrheitsgesellschaft, die sich als normativ, normal, zentral, gesund, einheitlich und selbstidentisch sieht und die ihre Sicht durch Sprache, Wissenschaft und Kunst reproduziert. Der Topos des ‚Anderen’ spielt in der Konstruktion dieses Selbstbildes eine wichtige Rolle als Selbstvergewisserung. Der Andere ist somit eine Funktion des Selbst, durch die Machtordnungen zementiert werden, die Privilegien sichern: Sind Frauen das andere Geschlecht? Ist die Besonderheit der Hautfarbe von Menschen mit Albinismus ein Defekt? Sind psychische Auffälligkeiten Krankheiten? Sind Obdachlose die Versager der Gesellschaft? Sind Migranten minderwertige Fremde? Sind Queer–Personen die Verformung der Geschlechtsidentität und der Heterosexualität? Ist Subkultur die Negation von Kultur?
Diese Fragen offenbaren, dass der ‚Andere’ die Konstruktion eines Selbst ist, das sich zum universalen Ordnungsprinzip erklärt und dementsprechend die Eigenheit seiner Existenz durch den Fokus auf Differenzen übersieht. Ein Selbst, das sich als relativer Standpunkt gänzlich ausnimmt. Dass Künstlerinnen und Künstler als handelnde Individuen auf damit zusammenhängende Sachverhalte Bezug nehmen und das ‚Anderssein‘ thematisieren, ist ein kunsthistorischer Fakt. Dabei sind die Herangehensweisen und Perspektiven, die solche Auseinandersetzungen kennzeichnen, sehr unterschiedlich. Dies zeigt sich sowohl in den Ausdrucksformen jener Künstlerinnen und Künstler als auch in den Inhalten, die sie behandeln. Zudem divergieren die Anliegen solcher Positionen beträchtlich voneinander: Während einige Positionen eine gesellschaftskritische Haltung einnehmen, setzen sich andere für eine angemessene Repräsentation ein oder vollführen Akte der Selbstermächtigung. Andere Positionen wiederum tasten sich in den Bereich hinein, ohne Anspruch auf eine Programmatik zu erheben, doch mit dem Bedürfnis, ihrem subjektiven Empfinden Ausdruck zu verleihen.
Die Ausstellung Anders — Ästhetik der Differenz präsentiert eine fokussierte Auswahl sowohl regionaler wie überregionaler Künstlerinnen und Künstler, die sich mit dem Themenspektrum des Andersseins beschäftigen oder darüber reflektieren. Der Schwerpunkt liegt somit nicht auf der Bestimmung der typologischen Merkmale, die die visuelle Kunst in der Gegenwart aufweist, sondern darauf, die Besonderheit einer Thematik greifbar zu machen. Eine Thematik, deren Bedeutung im Kontext der kulturpolitischen Auseinandersetzungen der Zeit immer dringender erscheint. Diese Hürde nehmend, erörtern elf eingeladene Positionen die Besonderheiten, Komplexitäten und Widersprüche des ‚Andersseins‘. Es sind Arts of the Working Class (Kollektiv: Berlin), Anna Baranowski (Leipzig), Benedikt Braun (Weimar), Gino Dambrowski (Gera), Luisa Eugeni (Perugia), Gustavo Lacerda (São Paulo), Susann Maria Hempel (Greiz), Rana Matloub (Erfurt), Claudia Rößger (Leipzig), Tejal Shah (Mumbai), Oskar Zaumseil (Greiz).
Gefördert durch
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprograms Demokratie Leben!, Fonds Soziokultur, KIM Kultur in Mitteldeutschland gGmbH, Kulturstiftung Thüringen, Kunst- und Kulturförderprogramm Art-Regio der SV Sparkassen-Versicherung, Sparkasse Gera-Greiz, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Staatskanzlei Thüringen.
Anders — Ästhetik der Differenz ist eine thematische Ausstellung, die sich mit der Vorstellung des ‚Andersseins‘ beschäftigt. Der Begriff ist durch seine Perspektivität geprägt. Er gründet auf dem Standpunkt des Sprechenden bzw. Wahrnehmenden. Anstatt Aufschluss über eine empirisch feststellbare Realität zu geben, deutet er auf Wahrnehmungs– und Denkmodelle hin, die imstande sind, die Realität in Kategorien zu zerlegen. Kategorien, die sich entlang Denkkonstruktionen wie Zentrum–Peripherie, Normalität–Abnormalität, Identität–Alterität, Gesundheit–Krankheit, Kultur–Subkultur entfalten. Die Dualität, die diesen Konstruktionen zugrunde liegt, charakterisiert sich ihrerseits durch eine konstitutive Asymmetrie: Während ein Pol als normativ und maßgebend gilt, stellt der andere seine mangelhafte Abweichung dar.
Dass darin Beziehungen von Privileg und Macht im Spiel sind, erweist sich als offensichtlich. Denn der Standpunkt, von dem aus Differenzen ausgemacht werden, ist in der Kultur eingebettet, die ihn als Standpunkt ermöglicht. Und Kultur ist immer von Menschen erschaffen. So hängt die Vorstellung von Abweichung mit den Interessen der Gruppe zusammen, die eine privilegierte, vorherrschende Stellung im gesellschaftlichen Gefüge innehat: die Mehrheitsgesellschaft, die sich als normativ, normal, zentral, gesund, einheitlich und selbstidentisch sieht und die ihre Sicht durch Sprache, Wissenschaft und Kunst reproduziert. Der Topos des ‚Anderen’ spielt in der Konstruktion dieses Selbstbildes eine wichtige Rolle als Selbstvergewisserung. Der Andere ist somit eine Funktion des Selbst, durch die Machtordnungen zementiert werden, die Privilegien sichern: Sind Frauen das andere Geschlecht? Ist die Besonderheit der Hautfarbe von Menschen mit Albinismus ein Defekt? Sind psychische Auffälligkeiten Krankheiten? Sind Obdachlose die Versager der Gesellschaft? Sind Migranten minderwertige Fremde? Sind Queer–Personen die Verformung der Geschlechtsidentität und der Heterosexualität? Ist Subkultur die Negation von Kultur?
Diese Fragen offenbaren, dass der ‚Andere’ die Konstruktion eines Selbst ist, das sich zum universalen Ordnungsprinzip erklärt und dementsprechend die Eigenheit seiner Existenz durch den Fokus auf Differenzen übersieht. Ein Selbst, das sich als relativer Standpunkt gänzlich ausnimmt. Dass Künstlerinnen und Künstler als handelnde Individuen auf damit zusammenhängende Sachverhalte Bezug nehmen und das ‚Anderssein‘ thematisieren, ist ein kunsthistorischer Fakt. Dabei sind die Herangehensweisen und Perspektiven, die solche Auseinandersetzungen kennzeichnen, sehr unterschiedlich. Dies zeigt sich sowohl in den Ausdrucksformen jener Künstlerinnen und Künstler als auch in den Inhalten, die sie behandeln. Zudem divergieren die Anliegen solcher Positionen beträchtlich voneinander: Während einige Positionen eine gesellschaftskritische Haltung einnehmen, setzen sich andere für eine angemessene Repräsentation ein oder vollführen Akte der Selbstermächtigung. Andere Positionen wiederum tasten sich in den Bereich hinein, ohne Anspruch auf eine Programmatik zu erheben, doch mit dem Bedürfnis, ihrem subjektiven Empfinden Ausdruck zu verleihen.
Die Ausstellung Anders — Ästhetik der Differenz präsentiert eine fokussierte Auswahl sowohl regionaler wie überregionaler Künstlerinnen und Künstler, die sich mit dem Themenspektrum des Andersseins beschäftigen oder darüber reflektieren. Der Schwerpunkt liegt somit nicht auf der Bestimmung der typologischen Merkmale, die die visuelle Kunst in der Gegenwart aufweist, sondern darauf, die Besonderheit einer Thematik greifbar zu machen. Eine Thematik, deren Bedeutung im Kontext der kulturpolitischen Auseinandersetzungen der Zeit immer dringender erscheint. Diese Hürde nehmend, erörtern elf eingeladene Positionen die Besonderheiten, Komplexitäten und Widersprüche des ‚Andersseins‘. Es sind Arts of the Working Class (Kollektiv: Berlin), Anna Baranowski (Leipzig), Benedikt Braun (Weimar), Gino Dambrowski (Gera), Luisa Eugeni (Perugia), Gustavo Lacerda (São Paulo), Susann Maria Hempel (Greiz), Rana Matloub (Erfurt), Claudia Rößger (Leipzig), Tejal Shah (Mumbai), Oskar Zaumseil (Greiz).
Gefördert durch
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprograms Demokratie Leben!, Fonds Soziokultur, KIM Kultur in Mitteldeutschland gGmbH, Kulturstiftung Thüringen, Kunst- und Kulturförderprogramm Art-Regio der SV Sparkassen-Versicherung, Sparkasse Gera-Greiz, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Staatskanzlei Thüringen.