MoC ist ein Projekt kuratorischer Reflexion und Praxis. Seine Arbeit besteht in der Konzeption und Umsetzung von Ausstellungen kritischer Kunst der Gegenwart. Ausgangspunkt ist die Evidenz künstlerischer Praktiken, die sich mit diskussionsbedürftigen Materien von Gesellschaft und Kultur befassen, zu Asymmetrien und Diskrepanzen der gemeinsamen Wirklichkeit Stellung nehmen und mit ihrem Tun zum Prozess der gesellschaftlichen Selbstverständigung beitragen. MoC macht Zusammenhänge zwischen ihnen greifbar, bringt ihre kritische und ästhetische Schlagkraft pointiert zum Ausdruck und schafft so Räume für die Freisetzung verbindender Werte. MoC schlägt Brücken in einem endlosen Raum heterogener Kontiguitäten.
Grundüberzeugung ist sowohl die Erkenntnis der Heterogenität und Pluralität der Gegenwartsgesellschaft als auch die Anerkennung der gleichberechtigten Koexistenz der Differenzen auf der Suche nach einer gerechteren Wirklichkeit. MoC schenkt der Dialogizität, Pluriperspektivität und Vielbezüglichkeit von Gesellschaft und Kultur Beachtung und schafft einen Rahmen für die Manifestation ihrer Anliegen durch die Praxis der Kunst. Dieser Überzeugung entsprechend erkennt MoC die Notwendigkeit einer multidimensionalen Fläche für die Artikulation heterogener Anliegen an. So agiert MoC bewusst im Spanungsfeld zwischen der Politik der universalen Würde und der Politik der Differenz, um einen Beitrag zum fortlaufenden Selbstverständigungsprozess der Gesellschaft zu leisten, die Sensibilisierung für unterschiedliche Standpunkte voranzutreiben und damit zur Schärfung des allgemeinen Gerechtigkeitssinnes beizusteuern. MoC fühlt sich der Praxis der Anerkennung und der Gleichberechtigung verpflichtet.
Um der Vielfalt der Anliegen nach zusammenhängenden Diskussionsgebieten Ausdruck zu verleihen, entfaltet MoC seine Praxis entlang dreier Felder von Theorie und Handlung: [1] Geschlecht und Geschlechtsidentität, [2] feministischer Perspektiven und [3] dekolonialer Kritik und Selbstermächtigung. Diese Felder stehen in einem gesamten Zusammenhang von partikularen und allgemeinen Anliegen der Gesellschaft. Ihre Wahl ergibt sich aus der eigenen Positionierung der subjektiven Kräfte hinter MoC. Da das menschliche Substrat die Bedingung der Möglichkeit jeder Handlung darstellt, errichtet MoC sein Programm auf der Spezifik dieser Grundlage. Dabei sind die Komplexität und Verschiedenheit der gewählten Diskussionsgebiete so umfassend, dass sie unterschiedliche und zum Teil gegensätzliche Sichtweisen auf ein und dasselbe Thema zulassen. MoC geht von der Annahme aus, dass Urteile und Überzeugungen durch die Berücksichtigung anderer Urteile und Überzeugungen gewonnen werden können. Erst so können auf Gerechtigkeit bedachte Geltungsansprüche ihre Stichhaltigkeit und Solidität bewahren.
MoC arbeitet stets mit verschiedenen Institutionen zusammen. Dadurch gewährleistet MoC die Autonomie und den Fokus seiner Vision, erweitert seinen Wirkungsradius und stellt institutionsübergreifende Verbindungen her.
Ausstellungspublikationen sind ein fester Bestandteil der Arbeit von MoC. Sie erfüllen die Aufgabe einer theoretischen Reflexion und tragen sowohl zur intellektuellen Diskussion und Diskursbildung als auch zur Schärfung des öffentlichen Bewusstseins.
In seiner Arbeit knüpft MoC an die vielfältigen Diskurse an, die die geschlechtlichen Machtverhältnisse hinterfragen und aufzulösen suchen. Diese Auseinandersetzung beginnt für MoC mit dem Konzept Gender, dessen Funktion als Differenzbegriff die sozial konstruierten Aspekte des Geschlechts von den biologischen unterscheidet. Eine Unterscheidung, die an der Annahme des binären Gegensatzes Natur–Kultur festhält. Das biologische Geschlecht erweist sich als ebenso sozial konstruiert wie Gender, da es sich um eine epistemologische Zuschreibung handelt. Es ist nicht von vornherein gegeben, sondern das Ergebnis historischer und kultureller Faktoren, die in Privilegien- und Machtverhältnisse eingebettet sind. MoC nimmt Abstand von der rein biologistischen Deutung der Geschlechter und bezieht sich in seiner theoretischen Positionierung auf Judith Butler und den von ihr in diesem Kontext geprägten Begriff der Performativität des Geschlechts. Ihm zufolge produziert die Praxis des Ausdrucks von Geschlecht dieses, während sie gleichzeitig verschleiert, dass ein Geschlecht im Kern nicht existiert: „Die Geschlechtsidentität wird performativ durch eben jene ‚Ausdrücke‘ konstituiert, die angeblich ihre Ergebnisse sind.“ (Butler, Das Unbehagen der Geschlechter, 1990). Die Geschlechtsidentität ist also ein Prozess und kein festes Ergebnis. Sie ist nicht festgeschrieben, sondern befindet sich in einem Zustand des Seins und Werdens. Geschlechter(identitäten) sind fließend.
Nichtsdestotrotz sind die Geschlechterbeziehungen in Form von Machtverhältnissen in die geschlechtlichen Körper eingeschrieben. Geschlechtsspezifische Binaritäten erzeugen Hierarchien, in denen das Männliche oder Maskuline als die Norm im Gegensatz zum Weiblichen oder Femininen als das ‚Andere‘ konstruiert wird. Diese Bedeutungen werden durch Darstellungen in Sprache, Wissenschaft und Kunst weiter aufrechterhalten. Die westliche Kulturproduktion hat eine lange Tradition in der Darstellung von Geschlechterdifferenzen, wobei die Macht dem Männlichen für gewöhnlich zugeschrieben wird. Da diese Darstellungen zur Konsolidierung der geschlechtsspezifischen Machtverhältnisse beitrugen, wurde die kulturelle Produktion von denjenigen dominiert, die in dieser Hierarchie als mächtig galten.
Das politische Projekt des Feminismus setzt das Subjekt Frau voraus, das sich als äußerst vielfältig erweist. An diesen Grundsatz anknüpfend, nimmt MoC Bezug auf die Heterogenität feministischer Perspektiven, weil sie die fundamentale Bedingung aller feministischen Theorie und Praxis ist. Die Unterdrückung weißer Frauen aus der Mittelschicht unterscheidet sich von der Unterdrückung Schwarzer Frauen aus der Mittelschicht oder der von Frauen of Color aus der Mittelschicht oder von Frauen aus der Arbeiterklasse. Die Unterdrückung heterosexueller Frauen unterscheidet sich von der Unterdrückung homo– oder bisexueller Frauen. Die Unterdrückung, der cis–Frauen ausgesetzt sind, unterscheidet sich von der Unterdrückung, der Transfrauen oder nicht-binäre Menschen ausgesetzt sind. Die Unterdrückung älterer Frauen unterscheidet sich von der Unterdrückung in Prekarität lebender Frauen. Kimberlé Crenshaw, eine Schwarze amerikanische Anwältin, führte den Begriff Intersektionalität ein, der die Überschneidung verschiedener Formen der Unterdrückung wie Geschlecht, Klasse, Ethnie und Sexualität beschreibt. Diese Überschneidungen wirken zusammen und erzeugen Ungerechtigkeit in der pluralen Erfahrung, eine Frau zu sein. Diese Unterschiede innerhalb des Subjekts Frau spiegeln sich in der Heterogenität der feministischen Ansätze wider.
Die Geschichte der feministischen Bewegungen ist geprägt von westeuropäischen und nordamerikanischen Aktivistinnen und Theoretikerinnen aus der weißen Mittelschicht, die die Aufmerksamkeit auf die Kämpfe und die allgemeinen Bedingungen der Frauen in einem von weißen Männern dominierten System lenkten. Entsprechend der Pluralität feministischer Anliegen entwickelten sich auch andere Theorien und Analysen, die auf spezifische Bedürfnisse eingehen. Die Schriftstellerin Alice Walker prägte beispielsweise den Begriff womanism als Folge des Rassismus, dem schwarze Frauen in den weißen amerikanischen feministischen Bewegungen ausgesetzt waren. Die Beschäftigung mit marxistischem Gedankengut und marxistischer Theorie führte zu einer feministischen Analyse des Zusammenspiels von Geschlechterunterdrückung, Patriarchat und Kapitalismus und entwickelte sich zum materialistischen Feminismus und zum sozialistischen Feminismus. Sozialfeministinnen machen die wirtschaftliche Abhängigkeit als treibende Kraft für die Unterdrückung der Frauen in einer kapitalistisch-patriarchalischen Gesellschaft verantwortlich. Die weitere Beschäftigung mit Geschlechterbeziehungen, Begehren und Sexualität entwickelte sich zur Queer–Theorie. Queer–Theoretikerinnen dekonstruieren die normativen Vorstellungen von Sex, Geschlecht und Begehren, die auf Heteronormativität beruhen. Alle diese feministischen Ansätze betrachten die Beendigung der sexistischen Unterdrückung von Frauen als notwendigen Teil eines größeren Strebens nach sozialer, wirtschaftlicher und politischer Gerechtigkeit.
MoC versteht jede dekoloniale Bemühung als einen Schritt im Projekt der Verwirklichung einer gerechteren Weltordnung und damit als ethische Verantwortung. Die Wichtigkeit dieses Anliegens liegt an der Dimension dessen, was der Kolonialismus in die Welt brachte. Als politischer Sachverhalt kennzeichnet er eine spezifische Herrschaftsform. Sie wird von einer expansionistischen Kultur durch die Inbesitznahme fremder Territorien und die totale Unterwerfung der dort lebenden Völker mittels systematischer Gewalt, Unterdrückung, Versklavung, Vertreibung und Ermordung errichtet. Als historisches Phänomen kennzeichnet Kolonialismus einen Abschnitt in der Geschichte der Menschheit. Er wurde von europäischen Kolonialmächten zwischen dem 15. Jahrhundert und der Gründung der UNO nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ausgeführt. Während Kolonien de facto zum wirtschaftlichen, militärischen und machtpolitischen Nutzen der expandierenden Kolonialmächte gegründet wurden, wurden sie mit dem ‚humanistischen‘ Absichtsgedanken gerechtfertigt, die als ‚Primitive‘, ‚Wilde‘ und ‚Barbaren‘ deklarierten Völker und Kulturen ‚zivilisieren‘ zu wollen. Dieser Gedanke beruht auf der Fiktion einer rassischen und zivilisatorischen Überlegenheit der kolonisierenden Kulturen.
Die historische Zeit nach dem Zeitalter des Kolonialismus wird als postkolonial bezeichnet. Doch nicht nur das Bestehen kolonialer Strukturen und Praktiken sowohl in den ehemaligen Kolonien als auch in dem territorialen Gebiet der Kolonialmächte, sondern auch widrige Umstände und Abhängigkeitsverhältnisse, die durch die Globalisierung und die Ausbreitung der neoliberalen Marktwirtschaft für die ehemaligen Kolonien entstanden, liefern Anhaltspunkte für die Diagnose neokolonialer Wirklichkeiten in der Gegenwart. Die intellektuellen Strömungen, die sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts mit dem Kolonialismus und seinen Folgen beschäftigen, werden unter dem Begriff Postkolonialismus zusammengefasst. Aus ihren Untersuchungsfeldern werden Erkenntnisse mit Relevanz für unterschiedliche Bereiche der Gegenwart gewonnen. Unter anderem richten sie die Aufmerksamkeit auf die Beziehung zwischen lokalen Kulturen und globalen Kräften, den multidirektionalen Fluss des globalen Austauschs, die transkulturelle Natur der globalen Kultur, die Verbindung von Imperialismus, Globalisierung und neoliberaler Wirtschaft und ihre Rolle bei dem Fortbestehen asymmetrischer Kulturbeziehungen, den kolonialen Umgang mit einheimischer Flora und Fauna und seinen Parallelismus zu kolonisierten Subjekten und Gesellschaften, das Konzept von geopolitischen und kulturellen Grenzen und die Existenz von Randgebieten, das neokoloniale Subjekt und die hybride Identität sowie die transnationale, migrantische und diasporische Erfahrung. Verschiedene Formen der Kulturproduktion erweitern das Feld der postkolonialen Kritik und Selbstermächtigung und schaffen Verknüpfungen, die die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Themen und Problemstellungen des Gebietes auf produktive Weise vorantreiben. Aus ihnen entstehen Praktiken, die nicht nur die kritische Analyse schärfen, sondern auch Strukturen, Institutionen, Gewohnheiten, Verhältnisse und Wissensformationen, die das Kolonialerbe in sich tragen, zu dekolonisieren suchen.
MoC ist ein Projekt kuratorischer Reflexion und Praxis. Seine Arbeit besteht in der Konzeption und Umsetzung von Ausstellungen kritischer Kunst der Gegenwart. Ausgangspunkt ist die Evidenz künstlerischer Praktiken, die sich mit diskussionsbedürftigen Materien von Gesellschaft und Kultur befassen, zu Asymmetrien und Diskrepanzen der gemeinsamen Wirklichkeit Stellung nehmen und mit ihrem Tun zum Prozess der gesellschaftlichen Selbstverständigung beitragen. MoC macht Zusammenhänge zwischen ihnen greifbar, bringt ihre kritische und ästhetische Schlagkraft pointiert zum Ausdruck und schafft so Räume für die Freisetzung verbindender Werte. MoC schlägt Brücken in einem endlosen Raum heterogener Kontiguitäten.
Grundüberzeugung ist sowohl die Erkenntnis der Heterogenität und Pluralität der Gegenwartsgesellschaft als auch die Anerkennung der gleichberechtigten Koexistenz der Differenzen auf der Suche nach einer gerechteren Wirklichkeit. MoC schenkt der Dialogizität, Pluriperspektivität und Vielbezüglichkeit von Gesellschaft und Kultur Beachtung und schafft einen Rahmen für die Manifestation ihrer Anliegen durch die Praxis der Kunst. Dieser Überzeugung entsprechend erkennt MoC die Notwendigkeit einer multidimensionalen Fläche für die Artikulation heterogener Anliegen an. So agiert MoC bewusst im Spanungsfeld zwischen der Politik der universalen Würde und der Politik der Differenz, um einen Beitrag zum fortlaufenden Selbstverständigungsprozess der Gesellschaft zu leisten, die Sensibilisierung für unterschiedliche Standpunkte voranzutreiben und damit zur Schärfung des allgemeinen Gerechtigkeitssinnes beizusteuern. MoC fühlt sich der Praxis der Anerkennung und der Gleichberechtigung verpflichtet.
Um der Vielfalt der Anliegen nach zusammenhängenden Diskussionsgebieten Ausdruck zu verleihen, entfaltet MoC seine Praxis entlang dreier Felder von Theorie und Handlung: [1] Geschlecht und Geschlechtsidentität, [2] feministischer Perspektiven und [3] dekolonialer Kritik und Selbstermächtigung. Diese Felder stehen in einem gesamten Zusammenhang von partikularen und allgemeinen Anliegen der Gesellschaft. Ihre Wahl ergibt sich aus der eigenen Positionierung der subjektiven Kräfte hinter MoC. Da das menschliche Substrat die Bedingung der Möglichkeit jeder Handlung darstellt, errichtet MoC sein Programm auf der Spezifik dieser Grundlage. Dabei sind die Komplexität und Verschiedenheit der gewählten Diskussionsgebiete so umfassend, dass sie unterschiedliche und zum Teil gegensätzliche Sichtweisen auf ein und dasselbe Thema zulassen. MoC geht von der Annahme aus, dass Urteile und Überzeugungen durch die Berücksichtigung anderer Urteile und Überzeugungen gewonnen werden können. Erst so können auf Gerechtigkeit bedachte Geltungsansprüche ihre Stichhaltigkeit und Solidität bewahren.
MoC arbeitet stets mit verschiedenen Institutionen zusammen. Dadurch gewährleistet MoC die Autonomie und den Fokus seiner Vision, erweitert seinen Wirkungsradius und stellt institutionsübergreifende Verbindungen her.
Ausstellungspublikationen sind ein fester Bestandteil der Arbeit von MoC. Sie erfüllen die Aufgabe einer theoretischen Reflexion und tragen sowohl zur intellektuellen Diskussion und Diskursbildung als auch zur Schärfung des öffentlichen Bewusstseins.
In seiner Arbeit knüpft MoC an die vielfältigen Diskurse an, die die geschlechtlichen Machtverhältnisse hinterfragen und aufzulösen suchen. Diese Auseinandersetzung beginnt für MoC mit dem Konzept Gender, dessen Funktion als Differenzbegriff die sozial konstruierten Aspekte des Geschlechts von den biologischen unterscheidet. Eine Unterscheidung, die an der Annahme des binären Gegensatzes Natur–Kultur festhält. Das biologische Geschlecht erweist sich als ebenso sozial konstruiert wie Gender, da es sich um eine epistemologische Zuschreibung handelt. Es ist nicht von vornherein gegeben, sondern das Ergebnis historischer und kultureller Faktoren, die in Privilegien- und Machtverhältnisse eingebettet sind. MoC nimmt Abstand von der rein biologistischen Deutung der Geschlechter und bezieht sich in seiner theoretischen Positionierung auf Judith Butler und den von ihr in diesem Kontext geprägten Begriff der Performativität des Geschlechts. Ihm zufolge produziert die Praxis des Ausdrucks von Geschlecht dieses, während sie gleichzeitig verschleiert, dass ein Geschlecht im Kern nicht existiert: „Die Geschlechtsidentität wird performativ durch eben jene ‚Ausdrücke‘ konstituiert, die angeblich ihre Ergebnisse sind.“ (Butler, Das Unbehagen der Geschlechter, 1990). Die Geschlechtsidentität ist also ein Prozess und kein festes Ergebnis. Sie ist nicht festgeschrieben, sondern befindet sich in einem Zustand des Seins und Werdens. Geschlechter(identitäten) sind fließend.
Nichtsdestotrotz sind die Geschlechterbeziehungen in Form von Machtverhältnissen in die geschlechtlichen Körper eingeschrieben. Geschlechtsspezifische Binaritäten erzeugen Hierarchien, in denen das Männliche oder Maskuline als die Norm im Gegensatz zum Weiblichen oder Femininen als das ‚Andere‘ konstruiert wird. Diese Bedeutungen werden durch Darstellungen in Sprache, Wissenschaft und Kunst weiter aufrechterhalten. Die westliche Kulturproduktion hat eine lange Tradition in der Darstellung von Geschlechterdifferenzen, wobei die Macht dem Männlichen für gewöhnlich zugeschrieben wird. Da diese Darstellungen zur Konsolidierung der geschlechtsspezifischen Machtverhältnisse beitrugen, wurde die kulturelle Produktion von denjenigen dominiert, die in dieser Hierarchie als mächtig galten.
Das politische Projekt des Feminismus setzt das Subjekt Frau voraus, das sich als äußerst vielfältig erweist. An diesen Grundsatz anknüpfend, nimmt MoC Bezug auf die Heterogenität feministischer Perspektiven, weil sie die fundamentale Bedingung aller feministischen Theorie und Praxis ist. Die Unterdrückung weißer Frauen aus der Mittelschicht unterscheidet sich von der Unterdrückung Schwarzer Frauen aus der Mittelschicht oder der von Frauen of Color aus der Mittelschicht oder von Frauen aus der Arbeiterklasse. Die Unterdrückung heterosexueller Frauen unterscheidet sich von der Unterdrückung homo– oder bisexueller Frauen. Die Unterdrückung, der cis–Frauen ausgesetzt sind, unterscheidet sich von der Unterdrückung, der Transfrauen oder nicht-binäre Menschen ausgesetzt sind. Die Unterdrückung älterer Frauen unterscheidet sich von der Unterdrückung in Prekarität lebender Frauen. Kimberlé Crenshaw, eine Schwarze amerikanische Anwältin, führte den Begriff Intersektionalität ein, der die Überschneidung verschiedener Formen der Unterdrückung wie Geschlecht, Klasse, Ethnie und Sexualität beschreibt. Diese Überschneidungen wirken zusammen und erzeugen Ungerechtigkeit in der pluralen Erfahrung, eine Frau zu sein. Diese Unterschiede innerhalb des Subjekts Frau spiegeln sich in der Heterogenität der feministischen Ansätze wider.
Die Geschichte der feministischen Bewegungen ist geprägt von westeuropäischen und nordamerikanischen Aktivistinnen und Theoretikerinnen aus der weißen Mittelschicht, die die Aufmerksamkeit auf die Kämpfe und die allgemeinen Bedingungen der Frauen in einem von weißen Männern dominierten System lenkten. Entsprechend der Pluralität feministischer Anliegen entwickelten sich auch andere Theorien und Analysen, die auf spezifische Bedürfnisse eingehen. Die Schriftstellerin Alice Walker prägte beispielsweise den Begriff womanism als Folge des Rassismus, dem schwarze Frauen in den weißen amerikanischen feministischen Bewegungen ausgesetzt waren. Die Beschäftigung mit marxistischem Gedankengut und marxistischer Theorie führte zu einer feministischen Analyse des Zusammenspiels von Geschlechterunterdrückung, Patriarchat und Kapitalismus und entwickelte sich zum materialistischen Feminismus und zum sozialistischen Feminismus. Sozialfeministinnen machen die wirtschaftliche Abhängigkeit als treibende Kraft für die Unterdrückung der Frauen in einer kapitalistisch-patriarchalischen Gesellschaft verantwortlich. Die weitere Beschäftigung mit Geschlechterbeziehungen, Begehren und Sexualität entwickelte sich zur Queer–Theorie. Queer–Theoretikerinnen dekonstruieren die normativen Vorstellungen von Sex, Geschlecht und Begehren, die auf Heteronormativität beruhen. Alle diese feministischen Ansätze betrachten die Beendigung der sexistischen Unterdrückung von Frauen als notwendigen Teil eines größeren Strebens nach sozialer, wirtschaftlicher und politischer Gerechtigkeit.
MoC versteht jede dekoloniale Bemühung als einen Schritt im Projekt der Verwirklichung einer gerechteren Weltordnung und damit als ethische Verantwortung. Die Wichtigkeit dieses Anliegens liegt an der Dimension dessen, was der Kolonialismus in die Welt brachte. Als politischer Sachverhalt kennzeichnet er eine spezifische Herrschaftsform. Sie wird von einer expansionistischen Kultur durch die Inbesitznahme fremder Territorien und die totale Unterwerfung der dort lebenden Völker mittels systematischer Gewalt, Unterdrückung, Versklavung, Vertreibung und Ermordung errichtet. Als historisches Phänomen kennzeichnet Kolonialismus einen Abschnitt in der Geschichte der Menschheit. Er wurde von europäischen Kolonialmächten zwischen dem 15. Jahrhundert und der Gründung der UNO nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ausgeführt. Während Kolonien de facto zum wirtschaftlichen, militärischen und machtpolitischen Nutzen der expandierenden Kolonialmächte gegründet wurden, wurden sie mit dem ‚humanistischen‘ Absichtsgedanken gerechtfertigt, die als ‚Primitive‘, ‚Wilde‘ und ‚Barbaren‘ deklarierten Völker und Kulturen ‚zivilisieren‘ zu wollen. Dieser Gedanke beruht auf der Fiktion einer rassischen und zivilisatorischen Überlegenheit der kolonisierenden Kulturen.
Die historische Zeit nach dem Zeitalter des Kolonialismus wird als postkolonial bezeichnet. Doch nicht nur das Bestehen kolonialer Strukturen und Praktiken sowohl in den ehemaligen Kolonien als auch in dem territorialen Gebiet der Kolonialmächte, sondern auch widrige Umstände und Abhängigkeitsverhältnisse, die durch die Globalisierung und die Ausbreitung der neoliberalen Marktwirtschaft für die ehemaligen Kolonien entstanden, liefern Anhaltspunkte für die Diagnose neokolonialer Wirklichkeiten in der Gegenwart. Die intellektuellen Strömungen, die sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts mit dem Kolonialismus und seinen Folgen beschäftigen, werden unter dem Begriff Postkolonialismus zusammengefasst. Aus ihren Untersuchungsfeldern werden Erkenntnisse mit Relevanz für unterschiedliche Bereiche der Gegenwart gewonnen. Unter anderem richten sie die Aufmerksamkeit auf die Beziehung zwischen lokalen Kulturen und globalen Kräften, den multidirektionalen Fluss des globalen Austauschs, die transkulturelle Natur der globalen Kultur, die Verbindung von Imperialismus, Globalisierung und neoliberaler Wirtschaft und ihre Rolle bei dem Fortbestehen asymmetrischer Kulturbeziehungen, den kolonialen Umgang mit einheimischer Flora und Fauna und seinen Parallelismus zu kolonisierten Subjekten und Gesellschaften, das Konzept von geopolitischen und kulturellen Grenzen und die Existenz von Randgebieten, das neokoloniale Subjekt und die hybride Identität sowie die transnationale, migrantische und diasporische Erfahrung. Verschiedene Formen der Kulturproduktion erweitern das Feld der postkolonialen Kritik und Selbstermächtigung und schaffen Verknüpfungen, die die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Themen und Problemstellungen des Gebietes auf produktive Weise vorantreiben. Aus ihnen entstehen Praktiken, die nicht nur die kritische Analyse schärfen, sondern auch Strukturen, Institutionen, Gewohnheiten, Verhältnisse und Wissensformationen, die das Kolonialerbe in sich tragen, zu dekolonisieren suchen.